Zeitgenössische Architektur in Bayern

Wir waren bei der Nacht der Architekten l a n g unterwegs

 
 
 
 
 
 
 

Die Nacht der Architekten läutet traditionell die Architekturwochen ein. Generell eine sehr schöne Idee, allerdings mit einigen Haken. Erstens ist es eigentlich schade, dass es so viele interessante Büros sind, die zur Besichtigung ihres Œuvres einladen, dass man sie unmöglich an einem Abend alle schaffen kann und zweitens stellt sich immer wieder die Frage: Wie bewegt sich am besten fort?

Auto? Nein, keine Parkplätze und Wasser trinken.
MVV? Nein, mühsam und stimmungsschädigend.
Radl? Nein, was ist wenn's anfängt zu regnen?

Also haben wir beschlossen uns fahren zu lassen. Und da wir unbedingt unsere Partner mitnehmen wollten, musste es ein großes Auto sein. Der Vorteil an so einem "zu lang" geratenen Auto ist, dass e n d l i c h mal unser Logo gscheit drauf passt…

Das Unternehmen Interstuhl (die mit dem schönen Silver von Teherani) hat den Abend – quasi als Einstand für seine zukünftige Partnerschaft – spendiert.

Also trafen wir uns um 18.30 Uhr in der Residenzpost bei den urbanauten. Da wurde zwar noch gefegt, aber das Bier war schon kalt und die Projekte konnte man sich auch anschauen. Um 19.00 Uhr gings dann zur Limousine, die vor der Oper auf uns wartete. Man sitzt U-förmig. Zwei Sitze gegen Fahrtrichtung, dann eine lange Bank (natürlich mit schwarzem Leder gepolstert) für vier Personen und dann wieder zwei Plätze. Sektkühler, Sektgläser, hinterleuchtete Glasflächen mit Glashaltern…Schon alles drin was man dringend braucht auf der Fahrt. Musik und Beleuchtungsstärke kann man selber einstellen. Jeder durfte mal ausprobieren.

Fast zu schnell waren wir dann bei unserer ersten Station – bei der nagelneuen Münchner Dependance von Kehrbaum Architekten. Wir bekamen eine Präsentation bei Sekt und Parmesan und wussten nach knapp 15 Minuten, dass Herr Kehrbaum ein Vollprofi ist. Er schafft sogar neue Kaffeemaschinen an, wenn dem Bauherrn der Kaffee nicht schmeckt.

Dann gings weiter zu den Klinikbauern Nickl & Partner. Prof. Hans Nickl und Prof. Christine Nickl-Weller begrüßten uns in dem von ihnen gebauten Lindberghatelier in Freimann. Wir erfuhren, dass die Nickls nicht nur 90 Architekten angestellt haben und aus ihrem Büro eine AG gemacht haben um den Projektleitern peu à peu das Ruder zu übergeben, sondern auch, dass sie einen eigenen Weinberg besitzen und selbst keltern. Verständlich, dass man bei dem Hobby langsam ans Aufhören denkt…

Anschließend ließen wir uns zu Henn fahren. Auf dem Weg dorthin fuhren wir an der Eisbude Türken- Ecke Theresienstrasse vorbei. Dr. Ottmann kann aber an dieser Eisdiele nicht VORBEIfahren. Daher bat er unseren Chauffeur eine Runde um die PDM zu drehen… Ui, das Eis war lecker!

Prof. Henn präsentierte sein komplettes Lebenswerk anhand von unzähligen Modellen. Sehr beeindruckend…Henn sagte selbst, dass er bei der Vorbereitung überrascht war, was er alles gebaut hat…

Von der Augustenstrasse gings um die Ecke in die Brienner zu Spacial Solutions. Der Ex-Siemensler erzählte uns von seinen Projekten – unter anderem in Ruanda – doch die Zeit wurde knapp und wir mussten bald wieder los.

Bei dem Projekt "Heute frische Muscheln" haben wir uns von dem unodue Architekten Florian Wenz über das Ende der Bankenkrise aufklären lassen. Mit einem Euro Maximaleinsatz bei 10% Zinsen ist es eine wirklich empfehlenswerte Geldanlage! Das Beste daran ist aber, dass man sich während der Laufzeit das Sitzrecht auf der Bank vor dem Laden erwirbt. Und in der Jahnstrasse ist immer was zu gucken…

Der Weg zur letzten Station war für unseren Fahrer der Beschwerlichste. Durchs Glockenbachviertel kommt man bekanntlich teils kaum mit einem normalen Auto. Über ein paar Umwege gings dann aber ohne Probleme in die Baldestraße zur Euroboden. Hier trafen wir – es war schon spät – noch alle vier ausgestellten Architekten an. Petzet, Unterlandstättner, Ottl und Schuh waren zwar schon ein bisschen erschöpft aber wir hatten noch Spaß bei den letzten Drinks. Nur die Nachbarn fanden das Theater nicht so lustig und bewarfen die Bürgersteigraucher aus dem Hinterhalt mit getrockneten Erbsen. Dabei waren wir so leise…

Die ganze Sache war aber nicht nur eine Riesengaudi sondern hat einige vielversprechende Kontakte generiert. Unsere vier Projektentwickler (Südhausbau, Euroboden, Concept Bau und Patrizia) hatten offensichtliches Interesse an den Arbeiten der jeweiligen Architekten. Sie ließen sich viel erklären, fragten nach und es wurden Visitenkarten ausgetauscht. So hoffen wir unserer "Mission" gerecht geworden zu sein…

Um der "Architektur pur" einen artfremden Abschluss zu verpassen fuhren wir zum Ausklang des Abends in die Muffathalle, wo die Kunstakademie mit einem Konzert-Abend ihre 200-Jahrs Feierlichkeiten einläutete. Auf dem Photo rechts ganz unten sehen sie die legendäre Band "Hummel". Und wer verbirgt sich unter der Hummelmaske? Ein Architekt….

Text Regine Geibel
Photos Regine Geibel und Diana Hammer